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Über Die Stadt Horní Slavkov

Die Stadt Horní Slavkov (Schlaggenwald) Finden Sie in der Mitte des Bäderdreiecks zwischen den Städten Karlovy Vary (Karlsbad), Mariánské Lázně (Marienbad) und Františkovy Lázně (Franzensbad) in der nördli­chen Hälfte des Landschaftsschutzgebiets Slavkovský les (Kaiserwald). Der Höhenzug Slavkovský les (Kaiserwald) gehört zum Erzgebirgsteil des Böhmischen Massivs. Die besondere Bedeutung dieses Territoriums wird bestimmt durch seine reichen Rohstoffquellen (Zinn, Wolfram, Silber, Kupfer, Zink, Blei, Uran, Feldspate, Torf, Baustein, Halbedelsteine - Jaspis, Amethyst, Serpentin u.a.), Torflager, Mineralwasserquellen und durch sei­ne umfangreichen Waldbestände, welche die wichtigsten Naturphänomene sind und die Funktion und die Bedeutung der breiten Umgebung der west­böhmischen Bäder wesentlich beeinflussen. Obwohl das Landschafts­schutzgebiet zwischen den von vielen Touristen besuchten Bäderstädten liegt, ist dessen zentraler Teil sehr schwach besiedelt. Deshalb existieren hier noch die wertvollsten Naturelemente der Pflanzengemeinschaften, die das geeignete Milieu für die seltene Flora schaffen, und das sowohl in den Torflandschaften als auch in den Hochmooren der Berglandschaft.

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstand in der Nähe einer älteren Bergmannssiedlung eine neue Bergbaukolonie. Aus ihr entwickelte sich nach dem Zustrom von Bergleuten aus Sachsen etwa um 1335 eine Klein­stadt. Den Namen trägt sie nach ihrem Gründer Slávek aus Rýzmburk. Das Attribut „Bergmann-“ kennzeichnet das Bergmännische und symbolisiert die Entstehung der Neubesiedlung. Die neuen Besitzer, die Herren von Plavno erweiterten die Stadtrechte und die Vorrechte. Unter der Regierung des mächtigen Geschlechts der Pflug von Rabenstein in den Jahren 1494 bis 1547 gehört Horní Slavkov (Schlaggenwald) dank der ungewohnten Ent­wicklung des Abbaus von Zinnerzen, in den Anfängen aber auch von Silbererzen, bereits zu den berühmten und wichtigen Bergbaustädten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kommt es zu umfangreicher Bautätigkeit, die durch den großen Bevölkerungszustrom hervorgerufen wird. Von der Bedeutung der Stadt zeugt die Errichtung und das Betreiben einer Münz­werkstatt in den Jahren 1525-1526. Während der Pluhschen Besitzhaltung hatte die Stadt 4000 Bewohner und gleicht in der Bedeutung Kutná Hora (Kuttenberg) oder Jáchymov (Sankt Joachimsthal). Die Jahresförderung betrug bis Ende des 16. Jahrhunderts rund 10000 Zentner Zinn (etwa 500 Tonnen), hauptsächlich im Lager Huberstock. Seit dem Jahr 1547 ist sie zur königlichen Stadt erhoben. Zu Beginn des 17. Jh. trat für immer der Verfall der Erzförderung ein. t6i8 wird der Stadt der Besitz konfisziert, aber nach dem Übertritt der Stadtbürger zum Katholizismus im Jahr 1627 wurden die Strafen gemildert. Zur zeitweiligen Belebung des Abbaus kommt es zu Beginn des 18. Jahrhunderts, aber 1772 wird das oberste Bergamt aufgeho­ben. Im 19. Jahrhundert löst die Porzellanfertigung den Ruhm der Stadt als Bergbaustadt ab. 1792 wurde hier die erste böhmische Porzellanfabrik ge­gründet. Die Erzeugnisse, die in dieser Zeit bemalte Empiregefäße, Kaffee­kannen, Tassen, Pfeifen usw. darstellten, wurden auf den Industrieausstel­lungen in Prag 1828 - 1829 hoch geschätzt.

Horní Slavkov (Schlaggenwald) gewann als Zentrum der Bildung und der Kultur an Bedeutung; im Mittelalter existierte hier auch eine Latein­schule. Aus der Stadt stammt eine Reihe berühmter Persönlichkeiten und viele weitere wirkten im Verlauf der Jahre in dieser Stadt. Zu den bedeu­tendsten gehören zweifelsfrei folgende: J. J. Agier - Porzellanmaler, C. E. Bruschius - Humanist, Ch. G. Crinesius - Prediger und Orientalist, W. Crispius - Miniaturmaler, E. Dollhopf - Maler, L. Ercker - Bergbau­techniker, J. J. von Greisei - Doktor, J. Hahn - Lehrer und Heimatforscher, A. Hölperl - Maler, J. Hüttner - Porzellanmaler, A. Kämpf - Arzt und Poli­tiker, A. Kohl - Historiker, J. Kohl - Bildhauer und Holzschnitzer, A. Korb - Porzellanmaler, J. Labický - Musiker, M. Merklein - Baumeister, C. Pau­lus - Porzellanmaler, F. Schmied - Porzellanmaler, F. Schreyer - Porzellan­maler, C. Stephani - Dramatiker, Z. Theobaldus - Humanist, E. Wapka - Musiker u. a. Von den berühmten Gästen der Stadt können wir beispiels­weise an die Besuche dieser wichtigen Persönlichkeiten erinnern: Kaiser Ferdinand III., Kaiser Franz L, Kaiserin Marie Luise, J. W. Goethe - Dichter oder später F. Kafka - Philosoph und Schriftsteller, S. Freud - Philosoph und viele andere.

Ein Zeichen des Reichtums der Stadt aus der Zeit des Aufschwungs war auch ihre Architektur. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts erhielt sich der völlig einzigartige Stil der Stadt im reinen Renaissancestil, die praktisch unbe­rührten Einflüsse der späteren architektonischen Stile. Die historische städ­tische Architektur befindet sich heute allerdings in beklagenswertem Zu­stand und der überwiegende Teil ging ihr schon unwiederbringlich verlo­ren. Bei der Errichtung einer Neubausiedlung wurde die sehr wertvolle hi­storische Bebauung völlig unberücksichtigt gelassen, was zur schrittweisen Liquidierung und schließlich bis zur Aufhebung der städtischen Denkmals­reservation führte. Die gesamte Zerstörung der Altstadt fand im Abriss des Renaissance-Rathauses im Jahr 1977 seinen unrühmlichen Höhepunkt. Bis auf den heutigen Tag erhielten sich so nur einige vereinzelte bedeutende Bauten.

Die einschiffige Georgskirche mit dem prismatischen, im Geschoss ach­teckigen Turm stellt einen spätgotischen Bau aus der Zeit um das Jahr 1520 dar, das erhaltene Rippennetzgewölbe, der Chor und das Taufbecken im Stil der Renaissance, die spätgotische Skulpturengruppe des Olivenbergs und 14 Grabepitaphe aus dem 16. Jahrhundert. Ursprünglich war die Kirche bewehrt, was die erhaltenen Schießscharten bezeugen. Im 18. Jahr­hundert wurde sie barock umgebaut. Bei der Kirche steht der spätgotische Glockenturm aus dem Jahr 1540, umgebaut im Jahr 1686. Gegenüber die er­haltene spätgotische Seelenlampe, häufig irrtümlicherweise als Martersäule gekennzeichnet, mit Schraubensäule.

Auf dem Marktplatz steht die Dreifaltigkeitssäule aus der Zeit um 1700. Am nordwestlichen Rand der Stadt befindet sich die barocke Spitalkirche der hl. Anna, errichtet 1728 auf älteren Fundamenten. Erhalten sind eben­falls einige Bürgerhäuser im Stile von Spätgotik und Renaissance, z. B. Konskriptionsnummer 4 mit Portal, das mit 1519 datiert ist, Konskriptions­nummer 6 mit Erker und mit Portal, Konskriptionsnummer 214 aus der Zeit um 1500 oder das wertvollste noch existierende Denkmal in der Stadt, das Haus Konskriptionsnummer 497, das sog. Pluh-Haus aus den Jahren 1510-1512. Interessant ist auch die Alte Mühle, das sog. Seidelhaus.

Auf dem Galgenhügel ist bis heute eine gemauerte ringförmige Hinrichtungsstätte aus dem 16. Jahrhundert mit dem Wappen der Stadt und der Jahreszahl 1598 erhalten, die bei der Bearbeitung im Stil der Romantik des ig. Jh. hierher verlegt wurde.

Besonders erwähnenswert ist leider auch die Neubausiedlung mit kom­pletten Nachfolgeeinrichtungen, die in den 50er Jahren des 20. Jahrhun­derts im Stil des sozialistischen Realismus errichtet wurde, die ein Beweis des komplexen Aufbaus des Stadtganzen der Bergbaustadt in der ange­führten Zeit ist.

Auf die Entwicklung der Stadt hatte vor allem der Bergbau Einfluss. Die Erzlager mit Zinngehalt wurden in Europa bereits im späten Altertum fest­gestellt und deren Abbau und Verarbeitung ließen die Bronzezeit entste­hen. In Böhmen wurde Zinn durch das Waschen der Anschwemmungen der Wasserläufe, am Fuß des Erzgebirges (Krušné hory) und im Slavkovský les (Kaiserwald) gewonnen. Zur konzentrierteren Ausbeutung der Zinn­lager, zuerst nur sekundär kam es im Verlauf des 9. -10. Jahrhunderts unse­rer Zeitrechnung. Im 10. - 13. Jahrhundert nahm das Kaiserwaldgebiet einen wichtigen Platz bei der Zinnausfuhr auf die Märkte West- und Osteuropas ein. Im 13. Jahrhundert verstärkte sich die Intensität der Verarbeitung se­kundärer Zinnlager im Kaiserwald, die Goldwäsche entwickelte sich bis nach Dalovice (Dallwitz) bei Karlsbad und das Interesse der Gruben­besitzer verlagerte sich immer stärker auf den Abbau von Primärlagern zwischen Horní Slavkov (Schlaggenwald) und Krásno (Schönfeld).

Im 14. Jahrhundert verliefen die Abbauarbeiten dieser Lager so intensiv, dass aus den zwei Bergmannssiedlungen Städte wurden, vor 1355 Krásno (Schönfeld) und in den Jahren 1355-1356 Horní Slavkov (Schlaggenwald). Die Entwicklung des Abbaus näherte sich im 16. Jahrhundert dynamisch ihrem Höhepunkt. Am 18. 10. 1507 kam es durch den Besitzer des Herren­sitzes Bečov (Petschau) Kašpar Pluh von Rabštejn zur Bekanntgabe des Bergamtes für die Silbergruben des Kaiserwaldes und im Jahr 1509 gab der gleiche Adlige das Bergamt für den Zinnbergbau in diesem Gebiet bekannt. Nach der Bekanntgabe dieser zwei Richtlinien trat im Kaiserwaldrevier eine weitere schnelle Entwicklung der Grubentätigkeit ein. Horní Slavkov (Schlaggenwald), das vor Beginn der Erschließung im Jahre 1516 nur rund 500-600 Einwohner hatte, wuchs in den 30er bis 40er Jahren des 16. Jahr­hunderts auf 7 000 - 8 000 Bewohner. Es ist deshalb kein Wunder, dass Horní Slavkov (Schlaggenwald) Mitte des 16. Jahrhunderts als eine der großen eu­ropäischen Bergbaustädte angesehen und auf Grund seiner Bedeutung im gleichen Atemzug mit Kutná Hora, Jáchymov und dem sächsischen Freiberg genannt wurde. Noch im Jahr 1594, in der Zeit der Verringerung der Förderung, waren 481 Häuser bewohnt. Horní Slavkov (Schlaggenwald) ge­hörte so, seit i. g. 1547 durch König Ferdinand I. in die Gemeinschaft der fre­ien königlichen Städte erhoben, zu den berühmtesten und bedeutendsten Bergbaustädten des böhmischen Staates von Anbeginn seiner Existenz.

Die Bergbauarbeiten konzentrierten sich auf das ergiebigste Lager, den Huberstock (Huberův peň), später auf den Schnödenstock (Schnödův peň), und angesichts der Intensität der Arbeiten war es notwendig, die Zufuhr von technologischem Wasser aus den Torfmooren und Hochmooren in der Umgebung von Kladská (Glatzen) bei Mariánské Lázně (Marienbad) für den Antrieb der Gruben- und Bearbeitungsanlagen zu verstärken.

1531 wurde deshalb das einzigartige Wasserwerk „Dlouhá stoka“ (Flossgraben) mit doppelter Funktion errichtet, um die notwendige Menge Wasser für den Antrieb der Maschinen in den Gruben und den Transport von Holz zu sichern, das für den Betrieb von Gruben und Hütten erforder­lich war. Der Bau wurde 1536 fertiggestellt und erreichte eine Länge von ca. 24 km. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde das System ständig vervollkommnet und schließlich bildeten es Kanäle in Länge von 30 km, die durch die Montanteiche mit einer Gesamtfläche von 7 ha gespeist wurden. Der Kanal hatte ein Gefälle von 3.5 Promille (3.5 m Höhenunterschied auf 1000 m Länge); er hatte 14 verschiedene Stauanlagen, 35 Brücken und eine durchschnittliche Breite von nicht ganz 2 m. Außer den eigentlichen Gruben speiste er mit seinem Wasser 52 Erzmühlen. Die zweite ähnliche wasserwirt­schaftliche Anlage war die Errichtung des „Puškařova stoka“ (Puškař- Kanal), ca. 6 km lang, der an den Langen Kanal angeschlossen wurde.

Die Verstärkung der Wasserzufuhr ermöglichte die wirksame Nutzung der Grubenmechanismen, die durch Wasserräder angetrieben wurden, das bessere Schöpfen von Grubenwasser und die Errichtung weiterer Bearbeitungs- und Hüttenbetriebe.

Mit weiterer Entwicklung des Abbaus und mit wachsender Tiefe der Schächte zeigte sich die Notwendigkeit, die Gruben in immer größere Tiefen zu entwässern, und deshalb ließ Kaspar Pflug von Rabenstein einen neuen erblichen Stollen vorantreiben, dessen Mündung ca. 800 m unter der Stadt in Richtung Loket (Elbogen) liegt. Man begann 1539 mit dem Vortrieb des Stollens; den Vortrieb finanzierte die Berggewerkschaft und vermögendere Bürger. Für die Beschleunigung des Werks erhielt dieser erb­liche Stollen außergewöhnliche Vorrechte und Steuererleichterungen, die später durch alle böhmischen Herren bestätigt wurden. Angesichts der ho­hen Kosten wurde zur Bezahlung der Arbeiten auch der Gewinn eingesetzt, der durch die Ausförderung der reichen Silberadern geschaffen wurde, die während des Vortriebs entdeckt wurden.

Ende des 16. Jahrhunderts kosteten die Vortriebsarbeiten schon 68 856 Gulden. 1587 erreichte der erbliche Stollen nach 48 Jahren ununterbroche­ner Arbeiten die Länge von 3393 m, und es wurde mit dem Tagesdurch­schnitt von 23 cm im Schlag weiter fortgesetzt. 1655 hatte der Stollen eine Länge von 5 920 m und sein Schlag befand sich 117 m tief unter dem Terrain. Er hatte 7 Querschläge, 13 Lichtschächte und 4 Schächte und diente noch in den 20er Jahren den Bedürfnissen der Entwässerung der Urangruben. Im 16. Jahrhundert waren die Grubenreviere in Horní Slavkov (Schlaggen­wald) und in Krásno (Schönfeld) in Böhmen und, man kann sagen selbst in Europa konkurrenzlos.

Außer den Zinngruben und Goldwäschen waren in den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts so viele erfolgreiche und Montanarbeiten an den Silberadern, dass in Horní Slavkov (Schlaggenwald) eine Münzwerkstatt zur Prägung von Silberdollarmünzen eingerichtet wurde, die aber nur sehrkurze Zeit (1526-1527) in Betrieb war. Noch 1573 wurde Horní Slavkov (Schlaggenwald) im Verzeichnis der Münzstädte angeführt, aber in dieser Zeit war die Mehrheit des böhmischen Silbererzbergbaus in einem erhebli­chen Niedergang, und auch in unserem Revier Slavkov war keine große Hoffnung auf Erneuerung der Münzprägung.

Das Zinn aus dem Kaiserwald mit seiner hohen Qualität wurde Gegen­stand des europäischen Metallgroßhandels und während der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts beherrschte es fast alle europäischen Hauptmärkte. Vor allem in Antwerpen, Leipzig, Nürnberg und Linz fand es seine Abnehmer, wo die Export-Hauptzentren waren. Das Zinn aus dem Kaiserwald ermög­lichte die Entwicklung der böhmischen Metallgießhandwerke, vor allem des Zinn- und Glockenhandwerks.

Am i. g. 1547 wurde die Stadt Horní Slavkov (Schlaggenwald) durch König Ferdinand I. zur freien Bergstadt erhoben und gleichzeitig wurde in Horní Slavkov (Schlaggenwald) das Oberamt mit der Rechtsbefugnis er­richtet, die Tätigkeit in den Grubenrevieren des Kaiserwaldes zu führen und zu kontrollieren. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es in der Entwicklung des Zinnbergwesens zu einem grundsätzlichen Bruch, als eine Reihe ausländischer Unternehmer die Geschäftskontakte unterbrachen. Die Besitzer kleiner Gruben konnten die Anlagekoslen finanziell nicht ab­decken und die Produktion begann bedenklichzu sinken. Die Intensität der Montanarbeiten reduzierte sich ständig, was sich in der Abnahme der Bevölkerung niederschlug. Wenn Horní Slavkov (Schlaggenwald) Mitte des 16. Jahrhunderts noch zu den größten böhmischen Städten gehörte, leb­ten Jahr 1654 hier schon nur noch 2 450 Personen.

Im 17. Jahrhundert kam es mehrmals zu Maßnahmen, welche die Situa­tion verbessern sollten, ein Teil der Grubenanteile wurde in Staatsverwal­tung übernommen, doch stieg der Abbau nur sehr langsam an. Im 18. Jahr­hundert durchlief der Kaiserwald und das Revier von Krásno (Schönfeld) eine ganze Reihe von Änderungen mit dem Ziel, die Rekonstruktion alter Bergwerke und die Widerbelebung der Förderung mit einer neuen Kon­zeption zu versuchen. Es kam zur Modernisierung des Betriebs, zu grund­sätzlichen Änderungen in der Entwässerung der Gruben, im waagerechten Transport zur Einführung von Hunten und zur Einführung des Gedinges. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts investierte der Staat etwa eine Viertel­million Dukaten, die nicht völlig effektiv genutzt wurden. Es musste ges­part werden und deshalb wurde die relativ großzügig angelaufene Tätigkeit bald wieder abgebremst und Ende der 70er Jahre völlig eingestellt. In Dauerbetrieb blieb ein einziger Betrieb, der schrittweise auf verschiedene Besitzer überging, er wurde modernisiert; doch der Ertrag aus der Förde­rung entsprach nicht den Kosten, und so geriet er mehrmals in Konkurs. Nach dem I. Weltkrieg stieg die Bedeutung des Reviers Kaiserwald-Krásno (Schönfeld); besonders perspektivreiche Bereiche waren die Förderung von Wolframerzen und Zinn. Es wurden neue Schächte niedergelassen, aber 1920 wurden die Arbeiten erneut eingestellt. Schrittweise wurde For­schungstätigkeit ausgeführt, aber bis zum Zeitraum des II. Weltkriegs wur­den die Gruben nicht aktiv in Betrieb genommen.

Erst 1941 wurde die Förderung wieder aufgenommen und die Produktion stieg bis 1944 sprunghaft an. 1945 übernahm die Firma „Příbramské rudné doly“ (Erzgruben Příbram) die Grube und setzte sofort die Förderung bis Januar 1991 fort. Dann wurde die Förderung in diesem Gebiet definitiv durch die Fiquidierung der Grube Stannum beendet.

Der letzte Vortrieb im Kaiserwald war der Vortrieb des Entwässerungs­stollens Barbora. Bei einem Durchmesser von 12 m! erreichte er die Fänge von 1050 m und führte das Grubenwasser ab, das nach Beendigung der Tätigkeit der Gruben von Jáchymov bis 1995 über die Grube Barbora bis in den Bach „Slavkovský potok“ abgeschöpft werden musste. Mit diesem Vortrieb wurde die tausendjährige Bergbautätigkeit im Gebiet des Kaiser­waldes praktisch stillgelegt. Man schätzt, dass während des gesamten Zeit­raums der Förderung im Revier ca. 60 000 t Metallzinn gewonnen wurden. Praktisch die gleiche Menge Metall lagert bis auf den heutigen Tag in den durchforschten geologischen Vorräten unter Tage für die nächsten Genera­tionen.

Das Vorkommen von Uranerz im Gebiet des Kaiserwaldes war schon aus historischer Zeit bekannt. Die Möglichkeit der Nutzung des Urans für mi­litärische Zwecke veränderte den Zugang zu diesem Rohstoff völlig. Unmittelbar nach Beendigung des II. Weltkriegs 1946 wurde im Gebiet Horní Slavkov (Schlaggenwald) und Krásno (Schönfeld) die geologische Untersuchung aufgenommen und bereits 1948 wurde unter „Mithilfe“ sow­jetischer Berater und Tausender politischer Häftlinge der Abbau von Ura­nerz begonnen. In den Jahren 1949-1950 arbeiteten hier deutsche Kriegs­gefangene, die aus den sowjetischen Gefangenenlagern hierher verlegt wur­den. Seit 1950 wurden überwiegend politische Häftlinge eingesetzt (zum Beispiel Offiziere mit Höchststrafen, aber auch unsere Hockeyspieler). Zur Sicherstellung von Arbeitskräften wurden für die Urangruben vier Arbeits­lager errichtet: Prokop, Ležnice, Svatopluk und das Lager XII. Die Lager wurden in unmittelbarer Nähe der Schächte eingerichtet, damit die Gefan­genen aus den Lagern durch abgegrenzte Korridore direkt zur Arbeit in die Schächte geführt werden konnten. Das Leben in den Lagern war ganz be­stimmt kein Erholungsaufenthalt, das Leben hier war rauh; die körperli­chen und seelischen Kräfte waren ständig schweren Belastungen ausgesetzt.

Radioaktive Uranpechblende, Uranpechfarbe und einige weitere radio­aktive Minerale wurden hier ohne irgendwelche Schutzhilfsmittel und mit minimaler Essenszuteilung gefördert. Die Uranausbeute war sehr intensiv, aber aufgrund der Geheimhaltung wurde ihr Umfang und ihre Bedeutung durch die Öffentlichkeit und durch das Wirken der Zeit beträchtlich aufge­bauscht. Außer der umfangreichen Stollenarbeit wurden insgesamt 23 Hauptschächte auf relativ kleinem Raum niedergelassen und das außerdem in einem sehr kurzen Zeitraum. Der gesamte Prozess von Abbau und Nut­zung des Urans wurde streng geheimgehalten und nähere Angaben wurden erst nach 198g veröffentlicht. Im Uranrevier des Kaiserwaldes, das nebenbei gesagt das kleinste Uran-Förderrevier in Böhmen war, wurden insgesamt 2 668 Tonnen Uran gefördert. Seine Bedeutung für die damalige politische Situation bestand vor allem darin, das Metall im Hinblick auf eine gewisseKenntnis der geologischen Situation im Revier schnell zu gewinnen. Der Einsatz der Arbeitskräfte, die Intensität der Arbeiten und die Größe der Investitionen entsprachen allerdings nicht der Größe des Lagers und dem Stand seiner Vorräte.

Die Uranindustrie spielte in den 50er Jahren wegen ihrer politischen Privilegien im Gebiet von Horní Slavkov (Schlaggenwald) und Krásno (Schönfeld) eine dominierende politische Rolle. Die Förderung der Uranerze wurde 1961 - 1963 beendet, aber die Folgen dieser Tätigkeit dauern bis heute an, hauptsächlich für die Gesundheit der Bevölkerung und für die Zerstörung der Landschaft. Es kam zu relativ wesentlichen Änderungen des Reliefs der ursprünglichen Oberfläche (zahlreiche Halden und Einsen­kungen). Gleichzeitig kam es zur Zerstörung des ursprünglichen Wasser­netzes in Form von völlig beseitigten historischen Bergbauteichen und zu einer grundlegenden Veränderung des Grundwasserspiegels im Gebiet. Er­hebliche Schäden verursachte die Uranindustrie in der Zerstörung von ein­zigartigen historischen Denkmälern (Liquidierung des historischen Stadtkerns) und von Werken des Bergbaus (Kašpar-Pluh-Stollen usw.). Dem Zinnbergwesen brachte also der Beginn Entwicklung und Ruhm und die Uranförderung aufgrund der politischen Situation paradoxerweise ganz im Gegenteil Niedergang und Verfall.

Sehr ungünstig wirkten sich die Folgen des Dreißigjährigen Krieges und die Gegenreformation auf den Bergbau aus. Die schrittweise Konsolidie­rung der Wirtschaftsverhältnisse nach dem Dreißigjährigen Krieg äußerte sich im breiteren Aufschwung der handwerklichen Zechenproduktion (Zinngießerei, Töpferei und Ofensetzerei).

Das 18. Jahrhundert stand durch die Aufhebung der Leibeigenschaft an der Wiege durchgreifender gesellschaftlicher Änderungen, deren Kern die Beschleunigung der Entwicklung der kapitalistischen Produktion war.

In der Region ist immer weiter die leistungsfähige und in Europa be­kannte Zinngießerei zuhause, deren Anfänge eng mit dem Beginn des Ab­baus von Zinnlagern in der Umgebung der Stadt verbunden sind. Es tau­chen Manufakturproduktionen mit Textil- und Galanteriecharakter auf, die Produktion von Perlmuttknöpfen, gängige Handwerke und Dienste, die zur Sicherstellung des Lebens der Stadt und seiner Umgebung notwendig sind.

Im Slavkovský les (Kaiserwald) entstehen die ersten Manufakturen und Fabriken, man beginnt hier das erste tschechische Porzellan herzustellen. Die Porzellanfabrik in Horní Slavkov (Schlaggenwald) wurde 1792 gegrün­det; ihren größten Aufschwung erreichte sie im 19. Jahrhundert und die Stadt wurde so bei uns und in der Welt bekannt. Bis auf den heutigen Tag wird Qualitätsporzellan unter der Marke Hass&Czjzek hergestellt, das in die ganze Welt exportiert wird. Und so ist es heute das Porzellan, das nach dem Zinn im 16. Jahrhundert, der Stadt neuen Ruhm bringt.

Nach Beendigung der Tätigkeit der Uranindustrie in der Stadt wurden auf den verbliebenen Förderwerken neue Betriebsstätten errichtet. Im Gebiet des Schachts Nr. g wuchs ein neuer Komplex für Förderung und Aufbereitung der Grube Stannum mit geplanter Jahreskapazität von Förde­rung und Verarbeitung von 400 000 Tonnen Erz empor. Diese beendete ihre Tätigkeit 1991. Im Werkstattareal der Urangruben in Ležnice entstand das Werk Stasis, das Bau- und Straßenbaumaschinen fertigt. Das Areal der Grube 8 stellte Räume für die Entwicklung des Werks Cheza bereit, der heutigen Chemopetrol Pentar s.r.o. Das Areal der Grube Nr. 3 wurde durch den ehemaligen Betrieb Mototechna und durch weitere Betriebe für ihre Tätigkeit benutzt. Die staatlichen Güter übernahmen das Areal der Grube Nr. 15. Im Gebiet des ehemaligen Arbeitslagers bei Grube Nr. 1 entstand ein staatliches Gefängnis. Und so könnte man fortsetzen. Einen wichtigen Platz hat in der neuzeitlichen Geschichte der Stadt auch die Fertigung von Pelz- und Textilgalanterie.

Mit der Entwicklung der Produktion nahm die Bedeutung der Verkehrs­verbindungen zu, und zwar sowohl der binnenländischen als auch der mit der Welt. Nach der Errichtung der Strecke Loket (Elbogen) - Nové Sedlo (Neusattl) entschieden sich die Ratsherren in Horní Slavkov (Schlaggenwald), die Strecke Loket - Krásný Jez zu errichten, die das Terri­torium an der Strecke Cheb (Eger) - Karlovy Vary (Karlsbad) und Karlovy Vary (Karlsbad) - Mariánské Lázně (Marienbad) verbinden sollte. Um die Finanzmittel zur Errichtung der Strecke erwerben zu können, musste die Stadt einen Teil ihrer Wälder verkaufen. Erst 1924 wurde die Strecke ver­staatlicht. Die Bemühungen um die Errichtung der Strecke lassen sich be­reits in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts verfolgen. Die Strecke wurde jedoch erst 1884 genehmigt. Mit dem Bau wurde 1895 begonnen und der erste Zug durchfuhr die gesamte Strecke am 7. 12. 1901. Die Lokomotiven mussten die Steigung der Strecke von 32 Promille bezwingen (Höhenunter­schied 32 Meter auf der Streckenlänge von 1000 m).

Die große Bedeutung der Strecke in den ersten Anfängen bestand in der Duschführung von Frachttransporten für das Porzellanwerk und das so­wohl in der Zulieferung der Rohstoffe als auch in der Expedition von Fertigerzeugnissen in die ganze Welt. Für eine bessere Verlademethode wurde an der Strecke ein Verladeaufzug errichtet. Über die Strecke wurde auch in der Zwischenkriegszeit Erz aus den Zinngruben transportiert und ebenfalls Uranerz in der Zeit der 50er bis 60er Jahre. Seit Beendigung des Baus im Jahr igoi kam es erst in den Jahren 1951-1952 zur ersten Rekon­struktion, als das obere Teilstück der Eisenbahnstrecke im Hinblick auf die Anforderungen der Gruben von Jáchymov (Joachimsthal) für den Transport von Uranerz umgebaut rekonstruiert und die Betriebsbahn zu den Werkstätten der Urangruben errichtet wurden (heutiges Werk Stasis). Am 31. 5. 1997 wurde die Strecke durch die „Tschechischen Eisenbahnen“ eingestellt und ihre neue Inbetriebnahme scheint in unabsehbare Zukunft gerückt zu sein.

Die Stadt hat eine für den Tourismus sehr bedeutende Umgebung, mit den Naturphänomen des Kaiserwaldes, mit einer Reihe von Denkmälern in den nahen Städten und Gemeinden Krásno (Schönfeld), Sokolov (Falke- nau), Bečov nad Teplou (Petschau), Loket (Elbogen), Prameny (Sanger- berg), Kladská (Glatzen), Cheb (Eger). Nicht vergessen werden dürfen aus dieser Sicht die weltberühmten Bäderzentren Karlovy Vary (Karlsbad), Mariánské Lázně (Marienbad), Kynžvart (Bad Königswart), Františkovy Lázně (Franzensbad) oder das berühmte Jáchymov (Sankt Joachimsthal). Es spricht also alles dafür, diese Bezirke kennen zu lernen.